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1. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 32

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
Allgemeines. 32 Viii. Vom Westfälischen Frieden bis zur Französischen Revolution. ihrer kulturellen Entwicklung um mehr als ein Jahrhundert zurückschleuderte und daß es ihr bei dem Vorsprung, den unterdessen die nördlichen und westlichen Nachbarstaaten gewonnen, in dem nun beginnenden geistigen Wettkampf nur mit der größten Mühe gelingen konnte, sich die Stellung zu erobern, die sie vor Ausbruch des Krieges hatte. Viii. Uom Wewueil Frieden bis jmmisifdjm gmiliitimi 1648-1789. A. Das Zeitalter Laöwigs Xiv, 1648—1740. izeit des Absolutismus und der Kabinettskriege.) § 82. Ludwig Xiv. 1643—1715. Leopold I. 1658—1705, 1. Der Verlauf des Dreißigjährigen Krieges und der Westfälische Friede hatten einen Umschwung in der Bedeutung und Stellung der Staaten herbeigeführt. Die Habsburgischen Monarchien (Österreich-Spanien), welche seit den Tagen Karls V. die machtvollsten waren, sanken von ihrer stolzen Höhe herab, und Frankreich bekam das Übergewicht in Europa. Die einflußreichste Person des Kontinents in der folgenden Periode war der französische König Ludwig Xiv. Er gab den Anstoß zu den meisten Kriegen, führte eine erhebliche Veränderung in den Territorialverhältnissen vieler Staaten herbei und übte auch auf das geistige und sittliche Leben seiner und der nachfolgenden Zeit, auf Denkart, Sitte, Literatur, Kunst 2c., namentlich in Frankreich und Deutschland, einen so maßgebenden Einfluß, daß man das ganze Zeitalter vom Westfälischen Frieden bis zum Regierungsantritt Friedrichs des Großen nach ihm benennt. 2. Ludwig Xiv. (Sohn Ludwigs Xiii., Enkel Heinrichs Iv.) war beim Tode seines Vaters (1643) noch ein Kind. Seine Mutter Anna führte für den minderjährigen König die Regentschaft. Das geschah jedoch nur dem Namen nach. In Wirklichkeit war ihr Minister, der Kardinal Mazarin (Nachfolger Richeliens), der Lenker des französischen Staatswesens. Dieser hatte auch den weitgehendsten Ein-

2. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. IV

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
Iv Vorwort. Das Buch enthält die deutsche Geschichte vom Ausbruch des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Kaiser Wilhelms I., die bayerische Geschichte bis zur Gegenwart. Eine ziemlich eingehende Berücksichtigung fanden die durch ihre Folgen für die Gestaltung der gegenwärtigen Verhältnisse bedeutsamen Zeiten und Ereignisse, so das Zeitalter Friedrichs d. Gr., die durch Napoleon herbeigeführten staatlichen Veränderungen, die Vorbereitung zur Erhebung von 1813, die Befreiungskriege, dann die ganze Zeit von 1815 bis 1871 und in dieser wiederum die drei Kriege, welche zur Wiederherstellung der deutschen Einheit geführt haben. Bei der Bearbeitung der bayerischen Geschichte bestimmten mich verschiedene Überlegungen dazu, dieselbe ganz von der deutschen Geschichte zu trennen und in zusammenhängender Darstellung zu bringen. Gründe: 1. eine innige Verbindung beider würde die Auffassung des Zusammenhanges in dem Werdegang des deutschen Volkes erschwert haben; 2. die bruchstückweise Darbietung der bayerischen Geschichte, d. H. deren Eingliederung in die einzelnen Perioden der deutschen Geschichte, hätte zur Folge gehabt, daß Zusammengehöriges in der Entwicklung Bayerns auseinandergerissen worden wäre, so z. B. die Geschichte Maximilians I. Joseph. Möge auch dieses Buch freundlich aufgenommen werden und sich für den Unterricht brauchbar erweisen! Rothenburg o/Tbr., Ostern 1902. Heinrich Grieöet.

3. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 100

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
100 Viii. Vom Westfälischen Frieden bis zur Französischen Revolution. Um deutsche Interessen. Am Oberrhein, diesem wichtigen Handelswege, geboten die Franzosen, die übrigens infolge der von Ludwig Xiv. ausgeübten Diktatur zu Herren der ganzen Rheinstraße wurden. Mit der französischen Mode drangen die französischen Modeartikel und Genußmittel in Deutschland ein, und letzteres konnte die Vermin-dernng des Nationalwohlstandes nicht etwa durch den Export seiner Produkte nach Westen hin aufheben. Zudem bestanden im Innern die Hemmnisse fort, welche von jeher den Aufschwung und die Erstarkung des Handels erschwerten: die Binnenzölle, die Verschiedenheit der Münzen, Maße und Gewichte zc. Es muß jedoch hervorgehoben werden, daß manche Fürsten mit allen Mitteln eine Besserung anstrebten, das heimische Gewerbe zu kräftigen und seinen Produkten einen Markt zu verschaffen suchten. Hierher gehören Einfuhrverbote gegen fremde Waren, Verbote der Ausfuhr von Flachs und Wolle, Herbeiziehung industrieller Kräfte von auswärts, Aufnahme der aus Frankreich und Salzburg vertriebenen Protestanten, die sich durch Fleiß und Betriebsamkeit auszeichneten, Verbesserung der Transport-uud Kommunikationsmittel (Kanäle). Nach dem Siebenjährigen Krieg kam ein frischer, belebender Zug in die deutsche Handels- und Jn-dustrietätigkeit. Die Ostseehäfen, die durch den Stockholmer Frieden (1720) den Deutschen wieder zurückgegeben worden waren, stiegen rasch empor und Hamburg und Bremen erlangten große Bedeutung für den Seeverkehr, während Leipzig und Frankfurt a. M. sehr berühmt durch ihre Messen wurden. An manchen Orten bildeten sich Mittelpunkte gewisser Industriezweige, so für die Baumwollenmann-faktur das Erzgebirge, für Leinenwaren Schlesien und Westfalen, für die Seidenweberei Krefeld und Umgebung, für Silberwaren Hanau und Pforzheim, für Eisen- und Stahlwaren Suhl und Solingen, für die Fabrikation von Uhren der Schwarzwald. § 103. Deutsches Geistesleben im 18. Jahrhundert. Einfluß des 1. Nur sehr langsam erhob sich das deutsche Geistesleben aus Sranzosentum,. ^ Versunkenheit, in welche es durch die Wehen des Dreißigjährigen Krieges gekommen war. Zunächst geriet es dank den Erfolgen der gebietenden Stellung Ludwigs Xiv. und dem Prunke an seinem Hose in eine beschämende Abhängigkeit vom Franzosentum. Sie offenbarte sich im Gebrauch der französischen Sprache seitens der höheren Stände, in der Nachahmung französischer Sitte und Tracht und in der Gewöhnung an einen leichtfertigen, sich über die Forderungen der Moral schnöde hinwegsetzenden Wandel. Lange noch be-

4. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 120

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
120 Ix. Bon der Französischen Revolution bis zum Wiener Kongreß. zurückkehrten, eine Erklärung, welche die Franzosen zum äußersten Widerstande veranlaßte. Bei Valiny in der Champagne stieß Ferdinand von Braunschweig auf den französischen General Keller mann. Es kam im September zu einer resultatlosen Kanonade auf die vom Feinde besetzten Höhen. Hierauf traten die Preußen infolge der vorgerückten Jahreszeit den Rückzug nach Koblenz an, auf welchem sie durch Krankheiten, Kälte und Schwierigkeiten des Marsches ungeheure Verluste erlitten. Unterdessen drang General Dnmonriez von der Champagne aus nach Belgien vor, schlug die Österreicher bei Jemappes in Flandern (November) und vereinigte die österreichischen Niederlande mit Frankreich. Einfall-C^lstilles 5. (gilt anderes Heer machte unter Cnstine einen Einfall in die lande. Rheinlande, eroberte mit geringer Mühe Speier, Worms und zwang auch im Oktober 1792 die wichtige Festung Mainz zur Übergabe. Der Kurfürst und seine Beamten flohen und die Franzosen hielten, indem sie die Herrschaft der Menschenrechte verkündeten, ihren Einzug. Die leichtsinnige Bürgerschaft (wie überhaupt die rheinische Bevölkerung) begrüßte die Fremdlinge mit lauter Freude, löste den Zusammenhang mit dein Deutschen Reiche und beantragte den Anschluß an die französische Republik (Frankreich war unterdessen zur Republik umgewandelt worden). Eine Deputation, an deren Spitze der Forscher und Welt-umsegler Georg Förster stand, übermittelte diese Willenskundgebung an den Nationalkonvent in Paris. So kläglich verlief für Preußen und Deutschland der erste Zusammenstoß mit dem revolutionären Frankreich. Eine neue Epoche der Weltgeschichte war, wie Goethe sagte, eingebrochen. § 108. Der I. Koalitionskrieg 1793—1797. Die Verbündeten. 1. Im Januar 1793 siel das Haupt Ludwigs Xvi. Ein Schänder ergriff die europäischen Dynastien. Mit Entsetzen erkannte man, wohin die blinde Volkswut, der Haß gegen das Königtum führte. In den monarchisch regierten Staaten reifte die Überzeugung, daß man durch gemeinsames Vorgehen der weiteren Ausbreitung der revolutionären Gedanken und Bestrebungen einen Damm entgegensetzen müsse, und diese Erkenntnis führte 1793 zur ersten großen Koalition, welche auf Anregung des englischen Ministers William Pitt des Jüngeren von England, Österreich, Preußen, dem Deutschen Reich, Holland, Spanien und Sardinien geschlossen wurde. Anfängliche Er- 2. Der Gang des Krieges erfüllte anfangs die Verbündeten mit folge der Ver- . r ~ r- 2.. .. , , , bündeten 1793. frechen Hoffnungen. Die Österreicher siegten bei Neer winden

5. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 263

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
§ 146. Ludwig I. 1825—1848. 263 Dome zu Regensburg (gotisch^ Bamberg (romanisch) und Speier (romanisch). b. Residenz-und Hofbauten: die neue Residenz (der Königsbau mit den Nibelungenbildern von Schnorr von Karolsfeld, der Thronsaal mit den Standbildern der wittelsbachischen Ahnen von Schwanthaler); die Arkaden am Hofgarten mit Fresken, welche teils Scenen aus der bayerischen Geschichte und dem griechischen Freiheitskampfe, teils süditalienische Landschaften darstellen. c. Bauten für Pflege der Kunst und Wissenschaft: die Glyptothek im griechischen Stil nach Klenzes Plan zur Aufstellung antiker Skulpturwerke; die alte Pinakothek im Renaissancestil nach Klenze zur Sammlung von Gemälden älterer Meister; die neue Pinakothek (romanisch) für Gemälde neuerer Meister; das Gebäude der Staatsbibliothek (romanisch); die Universität (romanisch). d. Kunstwerke zur Erinnerung an historische Ereignisse und Personen: die Walhalla bei Regensbnrg (griechisch, nach Klenzes Plan); die Befreinngshalle bei Kelheim (römisch, von Gärtner und Klenze); die bayerische Ruhmeshalle mit dem kolossalen Erzgußbilde der Bavaria auf der Theresieuhöhe in München (griechisch, von Schwanthaler); die Feldherrnhalle in München zum Andenken an Tilly und Wrede (romanisch); das Siegestor am Ende der Lndwigs-straße in München (römisch, von Klenze); die Propyläen in München (griechisch, von Klenze); das Pompejannm bei Aschaffenburg (römisch); die Standbilder der Kurfürsten Maximilian I. und Max Emannel, des Königs Max I. Joseph in München, der Fürstbischöfe Julius Echter in Würzburg, Ludwig von Erthal in Bamberg, der Dichter Schiller und Goethe in München, Jean Paul in Bayreuth, Plateu in Ansbach, Wolfram von Eschenbach in Eschenbach (bei Ansbach), der Tonkünstler Orlando di Lasso und Gluck in München. Alle diese Bauten und Denkmäler, die meist aus eigenen Ersparnissen geschaffen wurden (man schätzt die Aufwendungen des Königs für die Kunst ans Privatmitteln auf 30 Millionen Mark) ließ Ludwig I. in hochherziger Weise als Staats- und Volkseigentum erklären. 7. Wie aus den eben aufgezählten Bauten und Kunstwerken «erhebe für die hervorgeht, hatte Ludwig I., der ein feinsinniger Kenner des klassischen 0ned1in-Altertums war, eine besondere Vorliebe für die griechische Kunst. Er übertrug diese Sympathie aber auch auf die Nachkommen des alten Heldenvolkes, auf die jetzigen Griechen. Das offenbarte sich am meisten im griechischen Freiheitskampf (1821—1828). Als sich die Griechen, die unter dem tyrannischen Druck der Türkenherrschaft seufzten, erhoben, um sich die Freiheit zu erringen, da nahm sich Ludwig I. mit aller Begeisterung ihrer an. Er sandte Geld und

6. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 66

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
66 Viii. Vom Westfälischen Frieden bis zur Französischen Revolution. Thronbesteigung. Macchiavell"), worin er seine Ansichten über die Stellung und die Pflichten des Königs barlegte und wo u. a. die Worte stehen: „Nicht nur um der Fürsten willen sinb die Völker, sondern jene um dieser willen ba. Die Könige sinb die ersten Diener des Staates und sinb von jeder Verwendung ihrer Zeit und Kraft Rechenschaft schuldig. Kein Vergnügen kann den Regenten so glücklich machen, als das Bewußtsein, seine Pflicht erfüllt zu haben. Wer sein Glück in etwas anberem sucht, ist unwert, auf der hohen Stelle des Oberhauptes eines Volkes zu sein. — Der König muß sich dem Staate unbedingt opfern." — Im Jahre 1734 würde Friebrichs Aufenthalt in Rheinsberg auf kurze Zeit unterbrochen. Der Polnische Throufolgekrieg führte den Prinzen an den Rhein, wo er unter dem gealterten Engen von Savoyen das österreichische Kriegswesen kennen lernte und sich mit Stolz von der Überlegenheit der Preußen über die kaiserlichen Truppen überzeugen konnte. 5. 1740 schloß Friedrich Wilhelm I. die Augen, Friedrich bestieg den Thron, begrüßt von vielen, die die Hoffnung hegten, es werde nun ein goldenes Zeitalter des Friedens, der Künste und Wissenschaften anbrechen. Gleich die ersten Regierungshandlungen bekundeten, daß Friedrichs Seele noch von den Grundsätzen erfüllt war, die er als Kronprinz hatte. Er schaffte die Folter ab, milderte das Los der Leibeigenen, machte den Offizieren eine menfchliche Behand-luug der Soldaten zur Pflicht, empfahl den Ministern „genaue Wahrung des Lanbesinteresses", berief den Philosophen Wolff, welcher von Friedrich Wilhelm I. abgesetzt und verbannt worben war, wieber an die Universität Halle und gewährte den religiösen Sekten Dulbnng, indem er auf eine Anfrage des geistlichen Ministeriums den Besch eib erteilte: „In meinem Staate kann jeder nach seiner Fa^on selig werben" — lauter Akte der Humanität, der Aufklärung, der Toleranz. § 93. Die beiden ersten Schlesischen Kriege und der österreichische Erbfolgekrieg. a. I. Schlesischer Krieg 1740—1742. 1. Noch hatte Friedrich kein Jahr das Zepter in der Hand, da führte ihn feine Politik zum Kriege. Sein Gegner war Österreich, das schon seit mehreren Generationen Preußen hintergangen und dessen Hingebung an das Haus Habsburg mit Undank gelohnt hatte. Das Streitobjekt war Schlesien. Um einen Einblick in die Ursachen des

7. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 86

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
86 Viii. Vom Westfälischen Frieden bis zur Französischen Revolution. Liebe zu den Wissenschaften. Stellung zur deutschen Literatur. seiner Regierung verfügte Friedrich über 80 000, am Ende derselben über 200 000 Mann. Wie hoch aber auch das preußische Heer als Ganzes über den Streitkräften anderer Staaten stand, es war doch weit von vollkommenen Zuständen entfernt. Ein großer Mißstand war das Werbesystem, durch welches fremde, von keinem nationalen Geist erfüllte Individuen in die Armee kamen, die eben nur von einem Friedrich zu außergewöhnlichen Kraftanstrengungen angespornt werden konnten. Ein anderer Mißstand bestand in der von dem König geübten Praxis, alle Offiziers stellen mit Adeligen zu besetzen, wodurch notwendigerweise eine Klnst zwischen der Armee und der bürgerlichen Gesellschaft geschaffen werden und der Osfiziersstand mit der Zeit an Tüchtigkeit verlieren mußte. Als eine Folge der genannten Mängel haben wir den Verfall anzusehen, der im preußischen Heer eintrat, nachdem Friedrichs Geist von demselben gewichen war. 7. Neben der Sorge für die wirtschaftlichen Güter seines Volkes, neben seinen Bemühungen um Verbesserung der Rechtspflege und des Heerwesens war es Friedrich immer Bedürfnis, sein Wissen zu bereichern und seinen Gedankenkreis zu klären. Die Beschäftigung mit den Wissenschaften, der Umgang mit Gelehrten und Schriftstellern gewährten ihm die genußreichsten Stunden seines Lebens, Erheiterung und Erquickung nach den aufreibendsten Geschäften seines Berufes. Der Drang nach höherer Erkenntnis verließ ihn nicht, er mochte nun nach der Ausübung verantwortungsvoller Regentenpflichten in den schattigen Anlagen des von ihm geschaffenen Sanssouci (bei Potsdam) lustwandeln oder nach dem Toben der Schlacht, bedrängt von seinen Feinden, niedersinken. Er versenkte sich in die Probleme der Philosophie, studierte Leibniz und Wolfs, durchwanderte mit kritischem Blick die Geschichte der Völker, las mit Vorliebe die französischen Dichter und Denker (Voltaire) und orientierte sich sorgfältig in allen staats-und kriegswissenschaftlichen Fragen. Und alles, was den gewaltigen Geist in Anspruch nahm, das setzte seine Feder in Bewegung. — Aber merkwürdig: er, der selber so tief in alle Gebiete des Wissens und Forschens eingedrungen war, tat verhältnismäßig wenig zur Hebung der Volksbildung. Über der Pflege der materiellen Kräfte des Landes wurde das Volks sch ul wesen vernachlässigt. Ausgediente alte Soldaten und Invaliden erhielten die Schulstellen, ja nicht selten wurden Handwerker mit der Unterweisung der Jugend betraut. 8. Ebenso ausfallend und befremdend ist die Stellung, die er der deutschen Literatur gegenüber einnahm. Sie gab zuweilen Anlaß, ihm Verkennung des deutschen Wesens, Mangel an deutschem Sinn zum Vorwurf zu machen. Friedrich bediente sich im Umgang wie in seinen Schriften vorzugsweise der französischen Sprache; die deutsche war ihm zu roh, zu spröde in ihren Wendungen, zu arm

8. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 87

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
§ 98. Das landesväterliche Wirken Friedrichs des Großen. 87 in ihren Bezeichnungen für die Regungen des Gefühls und die Pro-duf'te des Denkens. Die Erklärnng für diese beklagenswerte Geringschätzung finbet man in dem Bildungsgang des Königs und in den Verhältnissen der Zeit. Schon in zarter Jugend wurde Friedrich mit der französischen Sprache bekannt gemacht und Duhan, fein feingebildeter Erzieher, öffnete ihm nach und nach die Schätze der französischen Sichtung. Als er den Thron bestieg, hatten die Deutschen auf literarischem Gebiete nur Geringwertiges hervorgebracht, geistlose Nachahmungen und Übersetzungen französischer Poesien, Leistungen, die keineswegs geeignet waren, des genialen Königs Interesse anzuregen und zu feffeln. Gegen Ende feines Lebens erfolgte dann allerdings der durch Leffing, Goethe, Schiller 2c. herbeigeführte große Aufschwung in der deutschen Dichtung; aber da war Friedrich zu alt, als daß er es noch zu einer rechten Würdigung der neuen Erscheinungen hätte bringen können. Trotz feiner Abkehr non den Deutschen aber übte er einen außerordentlich günstigen Einfluß auf die Entwicklung der Literatur aus. Seine gewaltigen Taten erweckten in den deutschen Landen ein nationales Bewußtsein, entflammten die Phantasie der dichterisch begabten Naturen und veranlaßten viele, die gewaltigen Eindrücke dichterisch zu gestalten, welche der Verlaus der Ereignisse auf die Gemüter gemacht. Bekannt ist Goethes Urteil: „Der erste wahre und höhere eigentliche Lebensgehalt kam durch Friedrich d. Gr. und die Taten des Siebenjährigen Krieges in die deutsche Poesie." — Auch hatte Friedrich eine Ahnung von dem Erwachen des deutschen Geistes. In seiner Schrift über die deutsche Literatur findet sich die Stelle: „Ich sehe das gelobte Land von Ferne, aber ich werde nicht hineinkommen." 9. Endlich möge hier noch die Stellung erwähnt werden, welche Friedrich der Religion und der Kirche gegenüber einnahm. In seinem religiösen Glauben machte der König eine Wandlung durch. Vor seinem Regierungsantritt stand er noch auf dem Boden des Christentums. In einem Aussatz von 1731 wünscht er den Untergang von Brandenburg, wenn der Staat je gegen die christliche Religion gleichgültig werden sollte und in einer aus dem Jahre 1738 stammenden Ode preist er voll Dankbarkeit die Güte Gottes, seine liebevolle Teilnahme am Geschicke der Menschen, auch spricht er darin seinen Glauben an die Unsterblichkeit der Seele aus. Durch den Umgang mit Voltaire und anderen französischen Philosophen aber wurde eine Umgestaltung in den religiösen Vorstellungen des Königs angebahnt. Er verlor die Wärme des religiösen Gefühls, wurde gleichgültig gegen die Kirche und schätzte nur noch die Moral wegen ihrer Bedeutung für das Glück des einzelnen und für die Wohlfahrt des Ganzen. — Den verschiedenen Kirchengesellschaften gegenüber übte Friedrich die weitgehendste Toleranz. „Die Religionen Müsen alle Tolleriret Stellung zu Religion und Kirche.

9. Vom Beginn des Dreißigjährigen Krieges bis zum Tode Wilhelms I. - S. 107

1902 - Erlangen [u.a.] : Deichert
§ 103. Deutsches Geistesleben im 18. Jahrhundert. 107 Die nächste Veranlassung hierzu bot die ein Jahr vorher veröffentlichte „Geschichte des Abfalls der Niederlande". Nun wandte er sich mit anhaltendem Eifer historischen und philosophischen (Kant) Studien zu. Seine historischen Arbeiten („Geschichte des Dreißigjährigen Krieges"), die sich alle durch kunstvolle Darstellung und Reichtum an Ideen auszeichnen, wurden ihm zur Vorbereitung sür herrliche Balladen und für jene gewaltigen dramatischen Schöpfungen, durch welche er den Gipfelpunkt seines Ruhmes erreichte. Es erschienen n. a. bis 1800 „der Handschuh", „der Ring des Poly-krates", „der Taucher", „die Kraniche des Jbykns", „die Bürgschaft", „das Lied von der Glocke", die Trilogie „Wallenstein". 1799 verlegte der Dichter seinen Wohnsitz nach Weimar, wo außer Goethe noch Herder und Wielaud lebten, und nun begannen 1799-1805. unter dem Schutz des hochsinnigen Fürsten Karl August die Tage des hellsten Glanzes für die deutsche Dichtung. Die kleine thüringische Stadt wurde der leuchtende Brennpunkt des geistigen Lebens in Deutschland. Fast in jedem Jahre überraschte Schiller die Mitwelt mit einem neuen Drama: „Maria Stuart", „Die Jungfrau von Orleans", „Die Braut von Messina", „Wilhelm Tell". Art der Durchführung weiterer Entwürfe hinderte ihn der Tod, der den Dichter „auf dem Höhepunkt seines dichterischen Schaffens" den 9. Mai 1805 hinwegraffte. 10. Neben der Poesie wurde im Verlauf des 18. Jahrhunderts Blütezeit bet die Musik zur höchsten Vollendung gebracht. Als erste Reformatoren nach der traurigen Zeit der Nachäffung fremdländischen Wesens auch auf diefem Gebiete erhoben sich zwei Norddeutsche, die in ihren Oratorien (Kirchenmusikstücken, denen biblische Texte untergelegt sind» deutscher Kraft und Innigkeit zum Durchbruch tierhalfen. Es waren dies Johann Sebastian Bach (geboren 1685 zu Eisenach; er gab sich frühzeitig mit ganzer Seele der Pflege der Musik hin, wirkte, nachdem er in Lüneburg und namentlich in Hamburg durch hervorragende Meister viel Anregungen empfangen hatte, als Organist in verschiedenen thüringischen Städten und wurde 1723 Kantor an der Thomaskirche in Leipzig, in welcher Stellung er bis zu seinem 1750 erfolgten Tode tätig war. Er bewies eine fast unerschöpfliche Fruchtbarkeit und seine Kompositionen, von denen die Matthäus- und die Johannispassion, dann die H rnoll-Meffe mit am meisten seinen Ruhm begründeten, zeugen von einem hohen Flug der Gedanken, von unergründlicher Tiefe und großer Innigkeit eines kindlich frommen Gemütes) und Georg Friedrich Händel aus Halle, gestorben 1759 als Musikdirektor in London (Oratorien: „Messias", „Samson", „Judas Makkabäus"). Ihre Hauptpflegstätte aber fand die Musik in Österreich, das an der gleichzeitigen dichterischen Bewegung so gut wie

10. Die wichtigsten Ereignisse der Weltgeschichte - S. 1

1874 - Erlangen : Deichert
Einleitung. §■ l. Wegriff ^ Gintheikung^ Huellen und Kikfswissen-schaften der Geschichte. 1. Geschichte ist die beglaubigte Erzählung dessen, waö für die Entwickelung des Menschengeschlechtes Bedeutsames geschehen ist. Sie zeigt uns, durch welche Ereignisse, Führungen und Thaten das Menschengeschlecht unter Gottes Leitung dem Ziele feiner Bestimmung — der Gemeinschaft mit Gott in Christo — näher gebracht, auf die gegenwärtige Stufe der Bilbung erhoben würde. Mittelpuukt der Geschichte ist daher Jesus Christus. 2. Dem Umfange nach wirb die Geschichte eingetheilt: 1) in allgemeine, Universal- ober Weltgeschichte, welche die fortschreitende Entwickelung des ganzen Menschengeschlechtes betrachtet, und 2) in Specialgeschick te, welche sich mit besonberen Theilen der allgemeinen Geschichte beschäftigt, wie z. B. die Geschichte des beutscheu Volkes. Dem Inhalte nach ist die Geschichte: 1) politische Geschichte, welche die Geschichte der staatlichen und bürgerlichen Verhältnisse barstellt, und 2) Kulturgeschichte, welche sich mit der Geschichte des geistigen Lebens, wie der' Sitten, der Religion, der Wissenschaften , der Künste, des Hanbels und der Gewerbe befaßt. 3. Die wichtigsten Quellen der Geschichte finb: 1) die Trabition ober münbliche Ueberlieferung, Sagen Gutmann, Die wichtigsten Ereignisse. ^
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